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Gemeindefusionen
Am 11. Juni 2024 hatte ich meine 50. Gemeindeversammlung. Zu meinen Ehren wurde im Anschluss ein Aperitif organisiert, was mich sehr gefreut und berührt hat. Dies hätte ich nicht erwartet – mache ich doch nur meine Arbeit. Ich danke allen, welche an dieser Überraschung beteiligt waren sowie für die zahlreichen guten Wünsche, die ich erhalten habe, bestens.
Während der Versammlung im Traktandum «Verschiedenes» interviewte mich Gemeindepräsident Ulrich Werren zu diesen Versammlungen und stellte damit mein Wissen auf die Probe. Er fragte mich unter anderem, an welcher ich während meiner nun bald 25-jährigen Tätigkeit als Gemeindeschreiber in Madiswil nicht anwesend war. Es war eine einzige Versammlung, nämlich die vom 7. Juni 2006, als die Stimmberechtigten über die Fusion mit Gutenburg abstimmten. Ich war damals auf einer meiner Reisen.
Die Gemeindefusionen mit Gutenburg (per 1.1.2007) sowie mit Kleindietwil und Leimiswil (per 1.1.2011) waren und sind nach wie vor grosse Herausforderungen in meiner beruflichen Tätigkeit. So kommen auch immer wieder Fragen auf, wie das gelaufen sei, mit diesen Zusammenschlüssen und wie sich diese bewährten. Wir waren damals die ersten Gemeinden im Kanton Bern, welche nur innert fünf Jahren aus vier eine machten. So mussten am Anfang dann beispielsweise vier gültige Baureglemente und Zonenpläne angewendet werden. Diese auf einen Erlass zu vereinigen, war mit grossem Aufwand verbunden. Dies war aber nur eine von zahlreichen Aufgaben, welche die Fusionen mit sich brachten. Nun habe ich erst kürzlich eine Anfrage einer Studentin für ein Interview zu den Gemeindefusionen von Madiswil erhalten. Ich durfte Auskunft geben über verschiedene Fragen. Insbesondere hat interessiert, welche Vor- und Nachteile die Fusion gebracht hat, wie dass sich die Finanzen der fusionierten Gemeinde entwickelt haben oder wie die Fusion bei den Bürgerinnen und Bürgern schlussendlich angekommen ist (Lebensqualität, Verbesserung Dienstleistungen, etc.). Auch wichtige Fragen wurden gestellt, wie sich die Fusionen langfristig auswirken, welche wichtigen Lektionen wir aus dem Fusionsprozess gelernt haben und ob weitere Fusionen in der Zukunft geplant sind.
Die Beantwortung dieser Fragen war nicht ganz einfach. So wie ich den Puls in der Bevölkerung spüre, darf man sicher sagen, dass die Fusion uns gestärkt hat. Finanziell konnten die Bürgerinnen und Bürger nach der Fusion von tieferen Gemeindesteuern profitieren. Durch die Fusion wurden auch die Schulen vereint. Dies hat die Kinder der ehemaligen vier Gemeinden näher zusammengebracht und schlussendlich auch deren Eltern. Was ich festgestellt habe – und das ist nicht negativ gemeint – ist, dass die Leute aus den verschiedenen ehemaligen Gemeinden nach wie vor ihre Eigenheiten bewahren. Beispielsweise finden Anlässe nach wie vor individuell in den Ortsteilen statt, wie vor den Fusionen. Die verschiedenen Dörfer pflegen ihre Eigenheiten und das fördert wiederum die Vielfalt unserer Gemeinde. Ich denke, wir haben mit und ohne Fusion eine sehr hohe Lebensqualität. Ich hoffe natürlich, dass Sie als Bürgerin und Bürger mit den Dienstleistungen unserer Gemeinde gleich, oder lieber noch besser, zufrieden sind, als vor der Fusion.
Wie ich bereits schon mehrmals erwähnt habe, hat unsere Gemeinde die ideale Grösse zum Funktionieren und Verwalten. Mit weiteren Gemeinden zu fusionieren, finde ich daher nicht unbedingt sinnvoll und förderlich. Weiter finde ich, dass unsere Gemeindefusion eine Erfolgsgeschichte ist. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass unser Gemeindepräsident aus Kleindietwil stammt. Sogar das Feuerwehrkommando wird ab dem Jahr 2025 aus einem Leimiswiler und einem Kleindietwiler bestehend sein. Man kann also nicht behaupten, die «Urmadiswiler» hätten das Zepter übernommen und nun einfach das «Sagen»!
Vielleicht schlage ich dem Gemeinderat vor, an einer nächsten Klausur, unsere Gemeindefusionen zu thematisieren und ein Fazit zu ziehen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie unser zukünftiger gemeinsamer Weg aussieht und hoffe, dass dieser noch sehr lange solide und eigenständig sein wird.
Andreas Hasler, Gemeindeschreiber